Angelika Litmeier, Leiterin der Freiwilligen-Agentur handfest, fördert mit ihrem Team das ehrenamtliche und freiwillige Engagement in Ahaus und weiß besonders gut, wie wichtig dieses für die Gesellschaft ist.
A n g e l i k a L i t m e i e r h a t ü b e r 1 5 J a h r e E r f a h r u n g i m F r e i w i l l i g e n m a n a g e m e n t
1. Hallo Frau Litmeier, die Woche des bürgerschaftlichen Engagements wird in Deutschland vom 10. bis zum 19. September begangen. Wie ist es um das Ehrenamt in Ahaus bestellt?
Für die Ehrenamtswoche haben wir Anmeldungen von 127 Ahauser Vereinen, Organisationen und Initiativen aus allen Bereichen für über 2500 Ehrenamtliche und Freiwillige bekommen. Von kirchlichem, sozialem, oder kulturellen Engagement, über den Sport bis zur Brauchtumspflege – das freiwillige Engagement in Ahaus ist sehr vielseitig. Und es macht eben auch das Gemeinwesen aus. Die Vielfalt des Engagements trägt auch zur Lebensqualität einer Stadt bei. Wie wichtig die Arbeit der Ehrenamtlichen und Freiwilligen ist, wird auch besonders deutlich in Krisenzeiten, wie gerade während Corona oder sogar über die Stadtgrenze hinaus bei der Flutkatastrophe im Ahrtal. In beiden Fällen haben sich Ahauser schnell und unkompliziert organisiert – eben auch über das Netzwerk von handfest in Zusammenarbeit mit der Stadt. Aus meiner 15-jährigen Erfahrung im Freiwilligenmanagement wollen Ahauser Bürgerinnen und Bürger das Umfeld, in dem sie leben, mitgestalten und aktiv das Gemeinwohl unterstützen.
- Die Freiwilligen-Agentur ist für viele Projekte verantwortlich. Können Sie kurz umreißen, in welchen Bereichen es Angebote gibt und was Sie alles begleiten?
Eigentlich kann man das am besten am Verlauf des Lebens festmachen. Ob in Kindheit und Jugend, als Erwachsener und bei Senioren – immer dort wo Bedarf ist, greift handfest. Das Hauptziel ist es letztlich immer, die Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben zu fördern. Ein Beispiel in Kindheit und Jugend ist Leseförderung im Projekt „Leselust“. Wir haben Lese- und Lernpaten, die Bildung von jungen Menschen begleiten und bieten Sprachförderung im Bereich der Integration mit „Sprache öffnet Türen“.
Im mittleren Alter gibt es eher andere freiwillige und ehrenamtliche Initiativen außerhalb von handfest, in denen sich Menschen organisieren, wie Elternarbeit in der Schule oder das Engagement im Sportverein. Unsere Projekte greifen dann besonders wieder im Alter. Senioren haben einen hohen Nachholbedarf, vor allem im Bereich der Digitalisierung, und sie lernen anders, weshalb es hier sehr wichtig ist Teilhabe zu fördern um Vereinsamung entgegenzuwirken. Das tun wir zum Beispiel mit „Digital mobil im Alter“, wo wir aktuell nach Corona wieder mit Vorträgen und Sprechzeiten beginnen.
- Was macht den Reiz an der Arbeit mit den Freiwilligen aus?
Für mich liegt der Reiz besonders darin, dass man viel in Kontakt und in Austausch mit verschiedensten Menschen tritt. Die Beziehung zu Menschen finde ich elementar im Leben. Die Freiwilligen kommen aus eigener Motivation zu uns und haben selbst Freude daran, sich zu engagieren. Es macht mir Spaß, diese Menschen dabei zu begleiten, die richtige Aufgabe für sich zu finden, sodass sie ihre Fähigkeiten und Interessen zielgerichtet einsetzen können. Ich mag diesen Gestaltungsspielraum, die Kreativität, und bin immer wieder davon inspiriert, wie motiviert sich die Freiwilligen selbst einsetzen und welche Anregungen sie mitbringen.
- Haben Sie Wünsche und Anregungen, die Ihnen und Ihrem Team bei der Arbeit helfen?
Freiwilliges Engagement geschieht nicht im luftleeren Raum, sondern es braucht zielgruppengerechte Anlaufpunkte und gute Rahmenbedingungen wie Begleitung, Fortbildungsangebote und Anerkennung. Unsere Kooperation und Kommunikation mit den Mitarbeitern der Kommune sind aber glücklicherweise bereits sehr konstruktiv und angenehm. Wir sind immer im Austausch und gemeinsam bemüht Lösungen zu finden. Ein gut funktionierendes Netzwerk kann die Belange der Gesellschaft am besten bedienen, weshalb ich mir wünschen würde, dass das freiwillige Engagement in Ahaus durch eine nachhaltige und starke Infrastruktur weiterhin gefördert wird.
- Zum Schluss: Weshalb sollten sich Menschen in einem Ehrenamt engagieren?
Freiwilliges Engagement gibt einem Menschen persönlich eine Menge. Es ist eine gute Möglichkeit sich auszuprobieren, Ideen umzusetzen und Fähigkeiten einzusetzen um eine zentrale Sinnhaftigkeit zu erfahren. Sinn macht Menschsein aus – wer einen Sinn hat, weiß, wofür man lebt, und was einen aus eigener Motivation antreibt. Ehrenamtlich sein sollte man immer da, wo man Spaß und Freude hat, seine Stärken einzusetzen. Man sollte nicht ausschließlich über den Bedarf nachdenken. Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement bieten die Möglichkeit eine Aufgabe und einen Platz im gemeinschaftlichen Leben zu finden ist.
Das Interview mit ihr können Sie auf der Seite 4 der Wochenpost hier lesen.