In den Bildungsveranstaltungen „Wenn Worte nicht mehr greifen: Demenz verstehen lernen“ und „In den Schuhen des anderen gehen“ fanden Ehrenamtliche eine Antwort darauf, wie sie Menschen mit Demenz verstehend begleiten können. Die Pflegewissenschaftlerin Dr. Birgit Leonhard übernahm die inhaltliche Aufarbeitung der Themen. Sie schöpft als Theologin, Validationstrainerin und Pflegefachkraft aus verschieden Blickwinkeln Lösungsansätze.
Voraussetzung für solch einen verstehenden Umgang war die Entwicklung einer bestimmten Haltung.
Dr. Birgit Leonhard ermutigte dazu, anzuerkennen, dass jeder Mensch wertvoll und einzigartig ist, so desorientiert die oder der auch sein mag und das jedes Verhalten einen Grund hat. Dadurch ist es möglich, sich Zusammenhänge zwischen Bedürfnis und Verhalten demenziell Erkrankter zu erschließen und Ressourcen für einen verstehenden Umgang zu erkennen. „Um solche Verkettungen herauszufinden müssen wir ehrlich, respektvoll und empathisch die Erlebniswelt und Gefühle desorientierter Menschen akzeptieren!“ Über emotionale und reflexive Einfühlsamkeit für die Situation desorientierter Menschen schaffen wir es, deren Erlebniswelt wahrzunehmen, deren Gefühle anzuerkennen und für gültig zu erklären.“ Diese Herangehensweise beschreibt auch die Validation nach Naomi Feil.
Hilfreich war es, zu erfahren, wie Vergesslichkeit sich als Verlust auf die persönliche Identität demenziell Erkrankter auswirkt.
Verluste kennzeichnen zugleich Bedürfnisse, die ebenfals aus den verschieden Dimensionen der persönlichen Identität herzuleiten sind.
Für Überraschung sorgte der Perspektivwechsel auf die Desorientierung älterer Menschen im hier und jetzt.
Dr. Leonhard öffnete den Blick auf Demenz in besonderer Weise. Sie stellte die Bedeutung der Vergangenheit im Leben eines desorientierten älteren Menschen in den Vordergrund, deren Rückzug in deren Vergangenheit als Ausdruck von Weisheit zu verstehen gilt. „In der Vergangenheit finden desorientierte Ältere Sicherheit und emotionale Bezüge. Sie suchen das Gestern, um das Durcheinander ihrer Gedanken zu entwirren.“ Dr. B. Leonhard zitierte hierzu Naomi Feil, die Begründerin der gleichnamigen Validationsmethode.
Als Handwerkszeug überzeugte die Validation nach Naomi Feil.
Die Methode hilft Menschen mit Demenz verstehend begleiten zu können. Hier geht es darum, Menschen mit Demenz ein Stück ihres Weges zu begleiten, ohne sie in die Realität zurückholen zu wollen. Die Methode distanziert sich davon, desorientierte Menschen dort abzuholen, wo sie sind. Vielmehr geht es darum, in den Schuhen des anderen zu gehen, in die Erlebniswelt des Menschen mit Demenz einzutauchen und mitzuschwingen, eben ein Stück IHRES Weges zu begleiten. In der Beziehung zu Menschen mit Demenz können mit der Validation Bedürfnisse besser wahrgenommen und verständlich kommuniziert werden.
„Einsamkeit ist mehr als ein gesellschaftliches Problem und nimmt mit dem Alter zu!“
… weiß Silke Rath, Projektkoordinatorin von „Gemeinsam statt einsam“ als einleitende Worte zu berichten. „Gerade ältere Menschen mit Demenz ziehen sich immer mehr in sich selbst zurück, wenn sie viel allein sind.“ Vergesslichkeit wie auch Verhaltensveränderung erschwert jedoch die Gestaltung der Beziehung zu älteren Menschen mit Demenz. Diese Erfahrungen teilten zu Beginn die Teilnehmer aus den ehrenamtlichen Besuchsdiensten der Freiwilligen-Agentur Ahaus, der evangelischen Kirchengemeinde und des Senioren- und Pflegezentrums St. Marien, die zu diesen Bildungsveranstaltungen geladen waren.
Das Thema Einsamkeit auch in anderen Kontexten wie Demenz sollte mehr denn je enttabuisiert werden, damit Menschen ermutigt werden, sich zu melden, wenn sie für sich ehrenamtliche Besuche wünschen.
Auf reflexive und emotionale Kompetenzen kommt es im Umgang mit älteren Menschen, die desorientiert sind an. Solche Förderung und Stärkung erreichen Ehrenamtliche durch professionelle Begleitung im Ehrenamt, die sowohl situativ begleiten als auch Austauschgespräche initiieren können.
Wer braucht hiernach noch was zu den Themen?
Wer einen Einblick in die Validation nach Naomi Feil erhalten möchte, folgt unter anderem dem link: https://www.youtube.com/watch?v=CrZXz10FcVM
wer sich gern gegen Vereinsamung und für eine soziale Teilhabe älterer Menschen engagieren möchte, nimmt Kontakt mit der Projektkordinatorin „Gemeinsam statt einsam“ Silke Rath auf: 02561952333 oder rath@handfest-ahaus.de
wer von Einsamkeit im Alter bedroht ist und persönlichen Austausch durch ehrenamtliche im Besuchsdienst wünscht, nimmt ganz unverbindlich Kontakt auf mit der Projektkoordinatorin „Gemeinsam statt einsam“ und Berufspädagogin B.A. für Pflege und Gesundheit Silke Rath: 02561952333 oder rath@handfest-ahaus.de
Die Veranstaltungen fanden in Kooperation mit dem Krankenhausbesuchsdienst der evangelischen Christusgemeinde (Hilke Bramkamp) , mit dem Besuchsdienst des Senioren-und Pflegezentrums St. Marien (Petra Kottig) statt. Die Veranstaltung wurde gefördert von Leader AHL, Stadft Ahaus, SkF als Träger der Freiwilligen-Agentur handfest.